Didier Convard
Didier Convard wurde am 16. Januar 1950 in Paris geboren. Nach einigen Arbeiten als Zeichner für verschiedene französische Magazine setzte er ab 1981 François Bourgeons Serie "Brunelle et Colin" fort. Für die Zeitschrift Vécu zeichnete er 1986 die im alten Ägypten angesiedelte Serie "Die Erben der Sonne" (dt. bei Carlsen). Neben seiner zeichnerischen Arbeit betätigte er sich mehr und mehr als Szenarist, so zum Beispiel 1986 mit "Neiges" (Zeichner Christian Gine; dt. bei Carlsen).
Nach dem überwältigenden Erfolg seiner Serie "Das geheime Dreieck" bot ihm der Verleger Jacques Glénat einen Posten in der Programmgestaltung an. Convard schuf die Reihe "La loge noire", in der verschiedene Serien mit historisch-esoterischer Ausrichtung erschienen. 2007 schrieb er für Jean-Yves Delitte die Serie "Thanatos", im Jahr darauf "Vinci" für Gilles Chaillet (beide bei Ehapa).
Mehr noch als als Zeichner hat Didier Convard in den letzten Jahren seine Stärken als Autor und als Herausgeber bewiesen. "Das geheime Dreieck" katapultierte ihn in die vorderen Ränge französischer Comicautoren. In Deutschland wurde diese Serie 2003 von Ehapa aufgegriffen, nach Abschluss des ersten Zyklus aber wieder aufgegeben. Ab 2006 führte comicplus+ die Geschichte weiter und veröffentlichte die Zyklen "I.N.R.I" und "Die Hüter des Blutes". Mit der hier vorliegenden Gesamtausgabe wird der verlegerisch weg-weisenden Serie nun erstmals der Auftritt gewährt, der ihr gebührt.
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Denis Falque
Denis Falque, geboren am 12. Juni 1969 in Lyon, versuchte sich zunächst in einer Werbe-
agentur, wechselte dann aber als Kolorist von Olivier Berlion zum Comic. 1994 gab er seinen Einstand als Zeichner mit der humoristischen Serie "Graindazur" (Szenario Corbeyran) und anschließend mit anderen Serien bei unterschiedlichen Verlagen. Als ihm 2000 von Glénat das Angebot unterbreitet wurde, der Hauptzeichner der Serie "Das geheime Dreieck" zu werden, war dies für ihn eine große Chance. Die Herausforderung, zwei Alben im Jahr fertigzustellen (wenn auch anfangs mit Zulieferungen anderer Zeichner), meisterte Falque mit Bravour. Die zeichnerische Entwicklung vom ersten Album, "Das Testament des Narren", bis hin zu seinen letzten Arbeiten ist eklatant. Der Zeichner gewann nicht nur an Sicherheit, sondern auch an Schnelligkeit und Präzision, so dass Glénat ihm heute ohne weiteres zutraut, die neuen Bände der Serien im Alleingang zu bewältigen.
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Das geheime Dreieck
Am Anfang war das Wort. Das war lange, bevor Dan Brown mit seinem "Da Vinci Code" Erfolg hatte. Didier Convard, der Autor von "Das Geheime Dreieck", erinnert sich:
Anfang der 90er Jahre, also lange bevor die Esoterik in Mode kam, hatte ich damit begonnen, einen Roman zu schreiben, in den ich alles hineinpackte, was mich zu der Zeit bewegte: meine Leidenschaften, meine Wünsche, meine Ängste. Es ging um die Suche nach einem Schatz, und da ich wollte, dass es ein besonderer Schatz ist, war der Protagonist auf der Suche nach Jesus Christus. Eines Tages saß ich dann mit meinem Verleger Jacques Glénat beim Essen und erzählte ihm von meinem Roman, der fertig war bis auf das letzte Kapitel. Jacques bat mich, ihm das Manuskript zum Lesen zu geben. Nach drei, vier Tagen rief er mich an. Er sagte, er habe das Buch verschlungen, und er würde daraus gern einen Comic machen. Daran hatte ich selbst gar nicht gedacht.
Als im April 2000 der erste Band von "Le triangle secret" in Frankreich erschien, markierte die Serie ein bis dahin ungewöhnliches Vorgehen: Nicht nur ein Zeichner arbeitete an der bildlichen Umsetzung, sondern mehrere. Convard hätte es gern gesehen, dass sein Freund Christian Gine den Hauptpart übernahm, mit dem er bereits an der Serie "Neige" zusammenarbeitete. Gine zeichnete einige Seiten, zog dann aber zurück, weil er fürchtete, er müsse wegen des "Geheimen Dreiecks" seine anderen Arbeiten vernachlässigen.
Henri Filippini, der Programmdirektor bei Glénat, schlug den noch jungen Denis Falque als Hauptzeichner vor; von Convard kam der Wunsch, mit möglichst vielen seiner Freunde und Kollegen zusammenzuarbeiten. Der Verlag wollte zwei Alben im Jahr herausbringen - das war ein Pensum, das kaum ein Zeichner allein schafft. Schließlich waren es nicht weniger als sieben Personen, die beim ersten Album, "Das Testament des Narren", zusammenwirkten. Neben der von Falque gestalteten Haupthandlung gab es zwei Rückblenden, einmal in die Zeit Jesu Christi (insgesamt sieben Seiten, Zeichner Christian Gine), zum anderen ins Mittelalter (14 Seiten, von Gilles Chaillet). Vier Seiten erzählen eine Szene im Vatikan; sie wurden von Pierre Wachs gestaltet. André Juillard sollte alle Cover der Serie zeichnen, Convards Sohn, der als Paul firmiert, war für die Kolorierung zuständig. Es zeigte sich, dass die Idee, mit verschiedenen Zeichnern zu arbeiten, funktionierte, und so konnten die Leser im Laufe des ersten Zyklus der Serie auch Beiträge von Eric Stalner, Jean-Charles Kraehn und Patrick Jusseaume entdecken. Dem Jüngsten im Team, Denis Falque, kam der Löwenanteil an Arbeit zu. Das war eine Aufgabe, die nicht leicht zu stemmen war.
Die anderen kannten sich alle, ich kannte nur Christian Gine ein bisschen. Es war beschlossen, dass ich der Serie ein Gesicht geben solte. Die anderen haben mir diese Rolle nicht geneidet, obwohl ich als Zeichner ein unbeschriebenes Blatt war. Alle waren sehr nett zu mir. Ich zeichne sehr schnell, den Verlegern gefällt das. Anfangs gab es nur das Problem, dass ich noch meine anderen Serien abschließen musste. Wenn man schnell zeichnen will, muss man das Wesentliche erfassen. Wenn ich die Alben durchsehe, finde ich, dass man die Geschichte auch versteht, ohne den Text zu lesen. Das ist das Wichtigste. Sicher, ich könnte noch mehr Details hinzufügen, aber das würde die Erzählung nicht besser machen.
Dass die Gastzeichner die Passagen mit den Rückblenden zeichneten, belebte das Aussehen der Bände. Die Kolorierung hält die verschiedenen Teile zusammen, so dass der Leser doch das Gefühl hat, ein Album aus einem Guss vor sich zu haben. Der Erfolg strafte alle anfängliche Skepsis Lügen. Die Leser akzeptierten das ungewohnte editorische Konzept. »Das geheime Dreieck« kam genau zur rechten Zeit - alle waren ganz verrückt nach Romanen, Comics und Filmen, die die Geheimnisse des Vatikan und der Freimaurerei zum Thema hatten. Didier Convard im Jahr 2008:
Wir hatten mit "Das geheime Dreieck" das Glück, zu den ersten zu gehören. Ich erinnere mich, dass viele Kollegen damals der Meinung waren, wir würden mit der Reihe auf den Bauch fallen: Die Geschichte sei zu komplex, es gebe zu viel Text, und dann die verschiedenen Zeichner... Natürlich hatten wir selbst auch Angst, es könnte ein Misserfolg werden. Der erste Band war mit 20.000 Exemplaren gedruckt worden; er war innerhalb eines Monats ausverkauft. Dann wurde in Partien von 10-15.000 Exemplaren nachgedruckt, und heute stehen wir bei einer Millionenauflage.
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Bernd Hinrichs:
Das geheime Dreieck - die Gesamtausgabe
Mit dem ausgehenden Jahrhundert eroberte ein neues Themengenre die erzählende Kunst. Egal, ob im Comic oder im Roman: Verschwörungstherorien mit religiösem Hintergrund, eingewoben in ein halb auf Fakten beruhendes Szenario standen plötzlich hoch im Kurs. Herausragendes Beispiel im Bereich der Prosa ist das im Jahr 2000 im Original erscheinende "Illuminati" von Dan Brown. Im Bereich der Comics stößt man schnell auf die Werke von Frank Giroud ("Zehn Gebote") oder Didier Convard ("Das geheime Dreieck"). Von letzterem liegt jetzt bei comicplus+ eine bibliophile Gesamtausgabe in neun Bänden vor...
Lesen Sie hier den ganzen Artikel von Bernd Hinrichs, erschienen in dem Magazin ZACK 11/2016.
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