Kurzinterview
Der Autor, der aus der Kälte kam
Ein Album zu machen, ist leicht. Ich lese das Szenario, zeichne mit Bleistift vor, tusche und koloriere. Wenn das Album gedruckt ist, blättere ich es durch und freue mich, es in den Händen zu halten. Ich weiß jetzt, dass ich die letzten Monate nicht umsonst gearbeitet habe. Aber zwei Wochen später, wenn die erste Begeisterung verschwunden ist, finde ich es schlecht, ich sehe nur noch die Fehler. Es gefällt mir nicht mehr. Aus der Distanz sehe ich meine Zeichnungen anders. Dann kommt schon das nächste Album. Es gibt andere Dinge, die mich mehr beschäftigen, als darüber nachzudenken, wo ich kreativ stehe.
Nämlich welche?
Richtig zu leben. Nicht zu viel Schaden anzurichten. Ich kann ziemlich unausstehlich sein. (lacht) Ich mag Musik, Filme. Dabei bin ich recht anspruchsvoll. Ich mag alles, was gut gemacht ist: Thriller, Krimis, Comedy usw.
Ändern Sie viel an den Szenarios, die Sie kriegen?
Mit dem Schreiben habe ich nichts zu tun. Ich kenne immer nur die Grundzüge der Story. Ich lasse mich gern überraschen. Aber ich ändere viele Details; ich stecke viel von mir in eine Seite.
Es gibt von Ihnen keine Originale...
Ich arbeite immer mehr mit dem Computer. Mir bedeuten Originale nichts. Das ist was für Sammler! Weil es so wenige von mir gibt, sollte ich vielleicht aufpassen, dass ich die, die ich noch habe, behalte. (lacht)
Dabei arbeiten Sie eigentlich sehr konventionell, mit vier Streifen pro Seite.
Daran ist der Szenarist schuld! Er will immer zuviel. Mythic schreibt sehr detaillierte Szenarios, in denen viel passiert. Ich habe ihn auch schon mal gebeten, das, was er für ein Album vorgesehen hatte, auf zwei Bände zu strecken. Aber wir mögen beide Geschichten, die nicht zu simpel sind. Wir machen das, was wir selbst gern lesen würden. Der Preis, den wir dafür zahlen, ist das Mehr an Arbeit!
Auch die Ihrer Frau.
Sie koloriert unsere Alben; sie hat in Moskau Kunst studiert. Sie weiß viel mehr über Kunst als ich. Über sie habe ich abstrakte Kunst kennengelernt; das sieht man am Cover der ersten Bände. Dadurch, dass die Arbeit in der Familie bleibt, sparen wir Zeit und Geld. Außerdem kocht sie sehr gut. Ohne sie wäre ich längst verhungert, oder die Restaurant-Rechnungen hätten mich ruiniert.
Sind Sie noch Russe?
Und auch Belgier. Ich bin noch Russe, aber ich habe meine Papiere lange nicht erneuern lassen. Ich war nie ein echter Russe, auch nicht, als ich noch da lebte. Soll heißen: Ich mag keinen Wodka. Aber meinen Akzent, den habe ich noch.
Auszüge aus einem Interview von Frédéric Bosser für die Zeitschrift dBD (4/2006).

|
|
|