comicplus+: Aktueller Katalog, Neuerscheinungen
und Vorschau.
     
         
   
Wer liegt auf den D-Zug-Schienen? Wer jongliert mit Tellerminen? Wer steht hinter den Gardinen? Wer, ja wer?
"Oh, Nick Knatterton!" (Schneller Foxtrott, 1952)

Klassiker

ECKART SACKMANN:

Limitierte Sonderausgabe zum 100. Geburtstag von Manfred Schmidt

Mit dem scharfsinnigen Ausspruch "Kombiniere..." ist Manfred Schmidts Nick Knatterton bis heute in aller Munde. Eckart Sackmann war dem Meisterdetektiv der 50er Jahre auf der Spur und hat die spannende Geschichte des "deutschen Sherlock Holmes" in einer schön illustrierten Biografie festgehalten.
Angereichert ist "Oh, Nick Knatterton" mit der allerersten Folge der Serie, so wie sie 1950/51 in der Illustrierten Quick erschien und seither nie nachgedruckt wurde.

Querformat 27 cm x 17 cm, Hardcover. 128 Seiten Seiten, € 39,00
Mit über 200 zumeist farbigen Abbildungen. Limitiert auf 1000 Exemplare.

"Oh, Nick Knatterton" ist im Buch- und Comicfachhandel erhältlich.

Manfred Schmidt

Manfred Schmidt wurde am 15. April 1913 in Bad Harzburg geboren. Aufgewachsen ist er in Bremen, und wie ein Bremer sprach und fühlte er sich auch. 1933 ging Schmidt nach Berlin, wo er bald beim Ullstein Verlag unterkam. Er hatte Talent; er machte Karriere in schwierigen Zeiten.

Berühmt wurde er nach dem Krieg mit dem von ihm erfundenen Gangsterjäger Nick Knatterton, dessen gezeichnete Abenteuer seit Ende 1950 in der Illustrierten Quick erschienen. Später war Manfred Schmidt in derselben Zeitschrift mit seinen humoristischen Reisereportagen vertreten.

Knatterton ließ nicht locker. Ab 1980 animierte Schmidt seinen Meisterdetektiv in Trickfilmen, die immer wieder mal im Fernsehen zu sehen waren. Dadurch wurde auch die Werbung auf die prägnante Figur aufmerksam ("Kombiniere!").

Manfred Schmidt starb am 28. Juli 1999 in Ambach am Starnberger See.

Copyright © Nick Knatterton by Manfred Schmidt Erben / Lappan Verlag
Copyright © Foto Manfred Schmidt: Eckart Sackmann

"Oh, Nick Knatterton" ist eine stark erweiterte, auf das Phänomen Nick Knatterton begrenzte Fassung des früheren Katalogbuchs von Eckart Sackmann, "Kombiniere...". Unter Mitarbeit von Ralf Palandt.

Pressematerial zum freien Download

Leseprobe

Ecke Baker- und Hollywoodstreet

Noch Jahrzehnte nach Ende des Strips in der Quick ließ sich mit dem Konterfei des "berühmten Meisterdetektivs" vorzüglich Werbung treiben. Nicht ohne Grund, denn Manfred Schmidts Nick Knatterton war schließlich nicht irgendein Gangsterjäger. Indem er verschiedene Merkmale in sich vereinte, die in den trivialen Mythen immer wieder mit diesem Berufsstand in Verbindung gebracht wurden, war Knatterton der Detektiv schlechthin.

Zu den wirkungsvollsten Urbildern des Detektiv-Genres zählt zweifellos Sir Arthur Conan Doyles Serienheld Sherlock Holmes. Der 1887 erschaffene Gentleman, der seine Beliebtheit nicht zuletzt der Verbreitung der Erzählungen in der Massenpresse verdankte, gewann im Laufe der Jahre quasi ein Eigenleben. Doyles realistische Schilderungen der Romanfigur und ihrer Lebensumstände führten unter anderem dazu, dass die Leser nach Holmes' fiktivem Domizil in der Londoner Baker Street 221 B und nach einem Mann mit scharfgeschnittenen Gesichtszügen und Shag-Pfeife Ausschau hielten. Als Doyle seinen Helden 1893 sterben ließ, erhob sich ein solcher Protest, dass der Autor sich gezwungen sah, Sherlock Holmes und Watson in neue Abenteuer zu verwickeln. Ähnliches sollte sich gut 50 Jahre später mit Nick Knatterton wiederholen.

Es gibt es noch andere solcher unbeabsichtiger Parallen zwischen den beiden Meisterdetektiven. Doyle feierte mit "Sherlock Holmes" enorme Erfolge, doch sein Herz hing eigentlich an den ebenfalls von ihm verfassten historischen Romanen. Schmidts Ambition und große Liebe galt seinen Reisereportagen; berühmt wurde er mit einem Comic, einer Form, die er wenigstens öffentlich lächerlich machte. Als Schmidt seines Helden überdrüssig wurde, verheiratete er ihn kurzerhand. Auf dieselbe Art und Weise schob Doyle den Dr. Watson in den vorläufigen Ruhestand.

Mit seinem durch einige wenige, ausdrucksstarke Attribute gekennzeichneten Sherlock Holmes hatte Arthur Conan Doyle quasi die Ikone eines Detektivs geschaffen, ein Klischee, das weit in die Zukunft hinein Gültigkeit behielt und das auch in der Figur des Schmidtschen Helden ihren Niederschlag fand. Holmes' wirksamste Waffe war sein Scharfsinn. Auch Nick Knatterton konnte sich einer außerordentlichen Kombinationsgabe rühmen. Sherlock Holmes war eine imposante Figur: groß, hager, ausgestattet mit einem markanten Kinn und einer Adlernase. So auch Nick Knatterton. Holmes rauchte Pfeife, Nick ebenfalls (und auch Manfred Schmidt).

Das karierte Cape und den Deerstalker ersetzte der deutsche Autor durch einen ebenfalls karierten Knickerbocker-Anzug (eine beliebte Mode der 20er und 30er Jahre) und die sogenannte Schlägermütze. Man muss sich bloß den 1937 nach einer Vorlage von Robert A. Stemmle gedrehten Film "Der Mann, der Sherlock Holmes war" vor Augen halten, um das damals gängige Klischeebild des Meisterdetektivs zu verstehen. Der kantige Hans Albers aus der Kino-Klamotte hätte wohl auch einen guten Nick Knatterton abgegeben. Geht man von der äußeren Erscheinung Nick Knattertons aus, so ist Schmidts Detektiv ein durch die Brille der 30er Jahre betrachteter Sherlock Holmes.

Von Doyle abgeguckt war schließlich auch eine sprachliche Eigenart Knattertons. "Elementar, mein lieber Watson", pflegte Holmes in gewissen Situationen zu seinem Adlatus zu sagen. Knatterton, dem ein Gegenüber wie Watson fehlte, wandte sich direkt an den Leser, oder er hielt Selbstgespräche. Sein "Kombiniere!" entwickelte sich in den 50er Jahren zu einem geflügelten Wort der deutschen Umgangssprache. In seinen beiden Vorläufer-Erzählungen hat Schmidt den werbewirksamen Slogan übrigens noch nicht verwandt; "Kombiniere!" taucht zum erstenmal im Comic auf.

Neben Arthur Conan Doyles "Sherlock Holmes" spielte - bezogen auf die Handlung von "Nick Knatterton" - noch ein anderer Einfluß eine Rolle, den der Autor in der ersten Vorstellung seines Detektivs in der Quick nur beiläufig erwähnte - Hollywood, oder allgemeiner: Amerika. In seinem überbordenden Aktionismus hat Knatterton viel von den Groschenheft-Detektiven à la Nat Pinkerton oder Nick Carter. In den Serienkrimis wie auch in gewissen Filmreißern war die Handlung, um die Sensationsgelüste des Publikums zu befriedigen, vollgepackt mit Action. Eine solche absurde Umtriebigkeit kennzeichnete schon den Knatterton der Vor-Geschichte von 1935.

In Manfred Schmidts Comic-Helden kamen schließlich beide Vorbilder zusammen. Dem Intellekt und dem Aussehen nach war Nick Knatterton ein Sherlock Holmes, in seiner Handlungsweise eher eine billige Groschenheftfigur. Das war natürlich äußerst klischeehaft, aber das sollte es ja auch sein. Schmidt wollte einen beispielhaften Comic schaffen, beispielhaft für die Erzählform, beispielhaft für den ganzen Blödsinn, den er in Knattertons Abenteuern verwurstete. In seiner Berechenbarkeit war Nick Knatterton aus genau dem Holz, aus dem zugkräftige Werbefiguren geschnitzt werden. Er war - wie der Volksmund nicht ganz zutreffend sagt - eine typische Comicfigur.

Die Klischeehaftigkeit ergab sich möglicherweise nicht nur aus literarischem Kalkül, sondern auch aus ganz praktischen Gründen. Es ist nicht davon auszugehen, daß Schmidt seinen Comic gründlich plante, um ihn anschließend nach minutiösen Vorstellungen über den Handlungsablauf zu Papier zu bringen. Viele dieser Streifen sind vermutlich von einer Woche zur nächsten entstanden. Da ließ der Autor seinen Helden dann in eine möglichst gefährliche Situation schlittern, oder er befreite ihn eben wieder daraus. Wie die Sache ausging, war nicht so wichtig, Hauptsache, es passierte was. Und dass in jeder Folge etwas völlig Unerwartetes passierte, war bei "Nick Knatterton" ganz gewiss. Wie Schmidt eingangs gewarnt hatte: "Dem Leser bleibt garantiert nichts erspart!"

 [Zur Startseite comicplus+]

Copyright © 2013 beim Verlag Sackmann und Hörndl