Wie ist "Caroline Baldwin" entstanden?
André Taymans: Ich zeichnete für Casterman den Kindercomic "Les aventures de Charlotte". Zwischen dem Verlag und dem Szenaristen gab es Streit, und da die Zukunft der Serie infrage gestellt war, kam ich auf die Idee, bis zur Lösung des Konflikts einen Oneshot mit einem Astronauten als Hauptperson zu machen.
Ursprünglich sollte das Album 80 Seiten Umfang haben. Doch Casterman wollte höchstens 64 Seiten und statt des Oneshots lieber eine ganze Serie. Das ergab ein Problem, denn mein Protagonist fand am Ende des Albums den Tod. Also suchten wir nach einer neuen Titelfigur und kamen schließlich auf die Privatdetektivin, der ursprünglich nur eine Nebenrolle zugedacht war.
Gab es für Caroline ein Vorbild?
André Taymans: Nein. Ich habe verschiedene Versionen von Caroline gezeichnet: blond, mit kurzem Haar, mit Brille. Ich wollte nicht in das Klischee einer Comic-Heldin verfallen, blond und mit großer Oberweite. Meine Figur sollte keinem gängigen Schönheitsideal folgen; ich wollte lieber den Typ von Frau, die einem auch auf der Straße begegnet.
Warum spielt die Serie in den USA?
André Taymans: Mein ursprünglicher Plan war es ja, über einen Astronauten zu schreiben, und die einzigen, die je einen Menschen auf den Mond geschickt haben, sind die USA. Aber ich hatte nie vor, jede der Folgen dort spielen zu lassen. Darum lasse ich Caroline viel reisen. Ich habe ihr indianische Wurzeln gegeben: Ihre Mutter stammt von einem kanadischen Indianerstamm ab und sprach französisch, während ihr Vater englischsprachig war. Damit ist Caroline nicht auf die USA fixiert. Das erste Album spielt zum Teil in Venedig, andere in der Schweiz, auf Kuba oder in Asien.
Du machst so viele Dinge gleichzeitig, daß ich mich frage, wie du das alles schaffst!
André Taymans: Ich arbeite nun mal sehr schnell. Für eine Seite brauche ich einen Tag. Vorstudien gibt es bei mir nicht. Ich beginne mit der Bleistiftzeitung, die wird getuscht, und Schluß. Ich lege mir die Seiten auch nicht weg, um sie später noch mal zu überarbeiten. Alles, was fertig ist, geht sofort zum Verlag.
Das obige Interview ist ein Auszug aus Nummer 342 der hollländischen "Stripschrift" vom März 2002.